Neuigkeiten Januar bis Juni 2024


8.5.2024


7.5.2024

Verlegung zweier Gedenksteine auf dem Rotenburger Waldfriedhof

Auf Initiative der Angehörigen konnten heute beim Gräberfeld auf dem Waldfriedhof in Rotenburg/Unterstedt zwei individuelle Gedenksteine für Franz Josef Beetz und Jesús Santos Alonso eingeweiht werden. Die niederländische Oorlogsgravenstichting und der Volksbund Deutsche Volksgräberfürsorge organisierten die beiden Gedenksteine.
Auf dem Gräberfeld befinden sich die Gräber von insgesamt
342 Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen. Nach der Befreiung des Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglager Sandbostel am 29.04.1945 richteten die britischen Alliierten in der Lungenklinik in Rotenburg-Unterstedt ein Lazarett für die befreiten KZ-Häftlinge ein. Über 376 der dort behandelten KZ-Häftlinge überlebten nicht und wurden zunächst auf einem Friedhof neben der Lungenklinik beerdigt.

In den 1950ern exhumierte und identifizierte die Mission de Recherche die KZ-Häftlinge, um sie dann auf den Waldfriedhof umzubetten. Allerdings konnten nicht alle KZ-Häftlinge vollständig identifiziert werden. Ein Teil der KZ-Häftlinge wurde mittlerweile in die Heimatländer umgebettet.
Einer der beiden Gedenksteine erinnert an Franz Josef Beetz. F. J. Beetz kam über Amersfoort Mitte März 1945 in das KZ Neuengamme. Von dort brachte ihn die SS in das KZ-Auffanglager Sandbostel, wo er seine Befreiung erlebte. Etwa eineinhalb Monate später starb er im Rotenburger Krankenhaus. Mittels einer DNA-Analyse konnte die Grablage von Frans Josef Beetz belegt werden.

Der zweite Gedenkstein erinnert an Jesús Santos Alonso. Er kämpfte zunächst im Spanischen Bürgerkrieg und flüchtete 1939 nach Frankreich. Dort arbeitete er wie sein Bruder Miguel im Montfort-Zentrum als medizinisches Personal. Das Montfort-Zentrum hatte Verbindunden zu den Maquis. Im April 1944 verhaftete die Gestapo Jesús Santos Alonso und seinen Bruder Miguel und brachten ihn in das KZ Neuengamme. Von dort kam Jesús Santos Alonso in das KZ-Auffanglager Sandbostel. Nach seiner Befreiung starb er im Juni 1945 in Rotenburg im Hospital.


3.5.2024

Ambulance Wens Nederland erfüllt Sohn besonderen Wunsch

Heute war ein Krankenwagen der Stichting Ambulance Wens Nederland in Sandbostel unterwegs. "Ambulance Wens" (vergleichbar mit dem deutschen "Wünschewagen") erfüllt schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase besondere Wünsche.

Der Wunsch des 87-jährigen Willem van Driest aus Haarlem war es, noch einmal an das Grab seines gleichnamigen Vaters zurückzukehren. Er hatte seinen Vater zuletzt vor 80 Jahren gesehen, bevor er aus den Niederlanden nach Deutschland deportiert wurde. Es war nicht Willem van Driests erster Besuch in Sandbostel, aber vermutlich sein letzter. Deswegen haben er und seine Familie dem Vater auf dem ehemaligen Lagerfriedhof ein Denkmal gesetzt.

Vielen Dank an die Freiwilligen, die diesen Besuch ermöglicht haben, und vielen Dank, lieber Willem van Driest, dass wir Sie in Sandbostel begrüßen durften. Wir wünschen Ihnen alles Gute!

Die Geschichte von Willem van Driest (1906 - 1945):

Willem wurde im August 1944 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johan und drei weiteren Männern wegen "Arbeitsverweigerung" in Haarlem verhaftet. Zeitzeug*innen erinnerten sich später, dass sie ausländische Sender gehört haben sollen. Die Männer wurden in das Polizeiliche Durchgangslager Amersfoort eingewiesen und kurz darauf von dort in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert. Die SS setzte die van Driest-Brüder im KZ-Außenlager Husum-Schwesing zur Zwangsarbeit ein. Hier starb Johan im November 1944 mit nur 30 Jahren. Willem kam nach der Auflösung des Außenlagers im Dezember 1944 zurück nach Neuengamme. Im April 1945 verließ der sogenannte "Krankentransport" mit Willem und etwa 2000 weiteren Häftlingen das KZ Neuengamme, das vor der Ankunft der britischen Armee von der SS geräumt wurde. Der Zug irrte zehn Tage lang durch Norddeutschland, bevor er am 18. April den Bahnhof in Brillit erreichte. Bei der Ankunft war bereits die Hälfte der Menschen verstorben, unter ihnen Willem van Driest. In den 1950er Jahren wurden Willems Gebeine aus einem Massengrab in Brillit auf den ehemaligen Lagerfriedhof in Sandbostel umgebettet.


21.4.2024

Erfolgreicher ehrenamtlicher Arbeitstag

Zehn ehrenamtliche Helfer und eine Helferin kamen am Samstag den 20. April zusammen um in der Gedenkstätte einen Frühjahrsputz zu machen und alles für die Gedenkverantaltung am 29. April vorzubereiten. Darunter waren zwei Freiwillige, die erstmals in der Gedenkstätte waren und über einen Artikel in der örtlichen Zeitung auf den Arbeitstag aufmerksam wurden.

Wir haben an dem Tag einen Graben mit einem Erdkabel für den zweiten Teil der Rundwegbeleuchtung zugeschoben und planiert. In unserem großen Veranstaltungsraum wurde ein großer neuer Vorhang aufgehängt und eine Leinwand für eine Videoprojektion bei der Gedenkveranstaltung aufgebaut. An der Zufahrt zur Gedenkstätte wurde ein komplett zusammengesackter und teils überwucherten Maschendrahtzaun wieder aufgerichtet. Dazu mussten jede Menge neue Pfosten gesetzt.Mit dem Freischneider wurde das hochgewachsene Gras direkt am Mauerwerk des Haus Altenberg, der Lagerküche, der CVJM-Baracke, der Latrine bei den Holzbaracken und der Steinbaracke w6 entfernt und in den Steinbaracken w3, w4 und w5 wurden die ganzen wieder hochgewucherten Weiden und vor allem auch die Brombeeren zurückgeschnitten. Um die Holzbaracken herum wurden die teils abgefallene Fensterländen in die jeweiligen Baracken zur späteren Reparatur geräumt. Zum Abschluß haben wir dann noch Tische und Stühle im den zum Seminarraum umgebauten ehemaligen Kinoanbau am Haus Altenberg gebracht.Die provisorische Inneneinrichtung für eine deutsch-polnische Jugendgruppe, die anläßlich des 79. Jahrestags der Befreiung in der Gedenkstätte sind, steht also.
Essen gab es wieder in ausreichender Menge vom Grünen Jäger. Wir möchten allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern danken, die uns so großartig unterstützt haben.


18.4.2024

Einweihung von Todesmarschstelen in Bremen-Blumenthal und Bremen-Farge am 13.04.2024

Kristof van Mierop in Bremen-Blumenthal, Foto: ID
Kristof van Mierop in Bremen-Blumenthal, Foto: ID

Am Samstag, den 13.4.24, kamen auf Einladung des Denkort Bunker Valentin und der Gedenkstätte Lager Sandbostel zahlreiche Personen in Bremen-Nord zusammen, um zwei weitere Todesmarschstelen an der Bahrsplate in Bremen-Blumenthal und am Bahnhof in Bremen-Farge einzuweihen. Ines Dirolf begrüßte die Gäste und ordnete die Stelen in den historischen Kontext der Todesmärsche ein. Thomas Backhaus vom Ortsamt Blumenthal verwies auf die Bedeutung der Stelen in der heutigen politischen Landschaft. Karsten Ellebrecht von der Internationalen Friedensschule des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses Vegesack ging in seiner Rede auf die Geschichte der Häftlinge im KZ Bremen-Blumenthal ein. Besonders eindrücklich war die Rede von Kristof van Mierop, dem Enkel des ehemaligen KZ-Häftlings Roger Viyvey. Er beschrieb den Weg von Roger Vyvey vom Widerstand bis zu seiner Befreiung als KZ-Häftling in der Lübecker Bucht, welche Auswirkungen die KZ-Haft hatte und was die Memorierung für ihn als Enkel bedeutet.

Todesmarschstele am Farger Bahnhof, Foto: ID
Todesmarschstele am Farger Bahnhof, Foto: ID

An der Stele am Bahnhof in Farge begrüßte der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Bremen Thomas Köcher die Gäste. Marcus Pfeiff vom Blumenthaler Beirat warnte dringlich vor dem Erstarken der Rechten und erinnerte daran, wie wichtig Erinnerung und Gedenkstätten sind. Die Historikerin Lilja Girgensohn erklärte in ihrer Rede Farge als Drehscheibe der Todesmärsche und die Rolle der Bevölkerung bei den Todesmärschen.
Wir danken allen Teilnehmenden der Einweihung und den Mitorganistor:innen dafür, dass nun zwei weitere Stelen der insgesamt 13 Stelen stehen.


10.4.2024

Ehrenamtlicher Arbeitstag in der Gedenkstätte am 20. April

Liebe Freundinnen und Freunde der Gedenkstätte,
hiermit lade ich euch namens der Gedenkstätte, des Gedenkstättenvereins und der Stiftung Lager Sandbostel herzlich zu einem ehrenamtlichen Arbeitstag nach Sandbostel ein.
Sehr gerne möchten wir mit euch gemeinsam am Samstag, den 20. April von 10:00 bis etwa 15:00 Uhr das Gelände und die Gebäude aufräumen, wenige Reparaturen durchführen und einen Frühjahrsputz machen. Zudem gibt es einige Tätigkeiten zur Vorbereitung der Gedenkveranstaltung am 29. April. Es gibt mehrere Arbeitsbereiche, so das für jede und jeden etwas dabei ist.
Wenn ihr die Zeit habt uns zu unterstützen, schickt mir doch kurz eine E-Mail, damit ich Essen in ausreichender Menge bestellen kann. Und wenn ihr mir dann auch noch bevorzugte Arbeitsfelder mitteilt, können wir den Arbeitstag im Vorfeld gut planen.
Mit vielem Dank im Voraus für eure Unterstützung verbleibe ich, Andreas Ehresmann (a.ehresmann [at] stiftung-lager-sandbostel.de)


9.4.2024


13.2.2024

Save the date - 29. April 2024

Gedenkveranstaltung zum 79. Jahrestag der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B Sandbostel

Die Veranstaltung beginnt am Montag den 29. April 2024 um 16.00 Uhr auf dem ehemaligen Lagerfriedhof, der heutigen Kriegräberstätte Sandbostel (Beverner Str. in 27446 Sandbostel). Um 17.30 Uhr wird die Veranstaltung in der ehemaligen Lagerküche in der Gedenkstätte fortgesetzt. Enden wird die Veranstaltung um 19.00 Uhr mit einem Gedenkgottesdienst in der Lagerkirche.
Wir möchten Sie herzlich einladen an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Das genaue Programm wird noch gesondert bekannt gegeben.

Bildbeschriftung: links: befreite britische Soldaten aus London, Schottland und Wales, Foto: Sergant Chitham, 30. April 1945; rechts: Leutnant Gortschitschnikov spricht zu befreiten sowjetischen Soldaten, Foto: Sergant Chitham, 30. April 1945


30.1.2024
STELLENAUSSCHREIBUNG

Pädagogisch-wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in

in der Gedenkstätte Lager Sandbostel
zum 01.03.2024 gesucht!

Die Gedenkstätte Lager Sandbostel sucht zum 1. März 2024 zunächst befristet auf ein Jahr (bis zum 28. Februar 2025) eine pädagogisch-wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in in Vollzeit.
Die Verstetigung der Stelle ist vorgesehen.
Das Angebot richtet sich an Interessent*innen mit abgeschlossenem Studium
im Bereich Neueste Geschichte/Politisch-Historische Studien/Kunst-/Zeitgeschichte.

Alle weiteren Informationen zur Stelle und zur Bewerbung finden Sie hier:

 

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Ausschreibung Gedenkstättenpädagogik 202
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27.1.2024

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Erstmals beteiligte sich die Gedenkstätte Lager Sandbostel mit einer Gedenkveranstaltung an dem 1986 in Deutschland zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ und seit 2006 von den Vereinten Nationen zum "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" erklärten Tag.

Alle Fotos: Carsten Karstensen

In seiner Begrüßung erläuterte Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann die Hintergründe des als Gedenktag gewählten 27. Januar. Der 27. Januar ist das Datum, an dem Einheiten der sowjetischen Armee den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagerkomplex Auschwitz im polnischen Oświęcim befreiten. Ehresmann erläuterte aber auch, dass mit der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 das Leiden der KZ-Häftlinge noch nicht vorbei war. Es begann die Phase der Todesmärsche, oftmals euphemistisch als "Evakuierungsmärsche" bezeichnet. Zehntausende Menschen fielen den Verbrechen in dieser Endphase des "Dritten Reichs" zum Opfer. Wie die zwei KZ-Häftlinge, die auf dem Todesmarsch von Bremen-Farge nach Sandbostel ermordet wurden und am frühen Nachmittag auf dem Friedhof Volkmarst beigesetzt wurden (siehe auch den folgenden Beitrag).

Ehresmann betonte, dass gerade in den heutigen Zeiten, in denen viele der bisher als sicher geglaubten Gewissheiten in Frage gestellt werden und eine Verschiebung des gesellschaftlichen Konsenses nach rechts zu konstatieren ist, es wichtig, auch mit und bei solchen Gedenkveranstaltungen ein deutliches Zeichen zu setzten. Mit den hohen Zustimmungsraten von teilweise über 30% für die zumindest in großen Teilen extrem rechte Partei AfD, deren Repräsentanten sich nicht scheuen bei einem Treffen mit Neonazis und Wirtschaftsvertretern über die millionenfache Deportation von Menschen mit ausländischer Herkunft zu phantasieren und mit dem, in Folge des barbarischen Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober des letzten Jahres, nochmal deutlich gestiegenen Antisemitismus sei eine zutiefst verunsichernde und gefährliche Dynamik im Gange, führte Ehresmann weiter aus. Zudem haben auch die verbalen und tätlichen Angriffe gegen Gedenkstätten und Erinnerungsorte in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Der Landtagsabgeordnete Dr. Marco Mohrmann überbrachte stellvertretend für den erkrankten Landrat, Marco Prietz, die Grüße des Landkreis. Auch in seiner Rede betonte Marco Mohrmann die angespannte gesellschaftliche Situation mit einem zunehmenden Rechtspopulismus. Dr. Mohrmann betonte, dass der Faschismus keine Meinung ist, sondern direkt in das Verbrechen führt. Abschließend zitierte Marco Mohrmann aus dem Epilog des Theaterstücks „Der Aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Bertolt Brecht: "Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem es kroch".

Abschließend fand eine Friedensandacht der St. Lamberti Kirchengemeinde Selsingen statt, die von Pastor Manfred Thoden geleitet wurde. Unterstützt wurde er von dem Friedenspädagogen an der Gedenkstätte Michael Freitag-Parey und der wunderbaren "gut:jetzt"-Band um Janne Meyer (Gesang) und Maik Müller (Gitarre).

Nach der Gedenkveranstaltung wurden die historischen Gebäude in der Gedenkstätte in Regenbogenfarben illuminiert. Damit sollte ein Zeichen gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus gesetzt werden. Zugleich sollte dies aber auch als ein weithin sichtbares Zeichen gegen den stark zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sowie jegliche andere Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sein.
Die Gedenkstätte und alle ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, so erläuterte Andreas Ehresmann, setzen sich für Gleichberechtigung, Vielfalt, Toleranz und Inklusion ein.

Alle Fotos: Carsten Karstensen


27.1.2024

Würdige Beisetzung zweier KZ-Häftlinge in Volkmarst

Mit seinem Dank an die Bewohner:innen des Dorfes Volkmarst beendete Johann Dücker seine kurze Ansprache am Ende der Beisetzung der Gebeine zweier KZ-Häftlinge. Johann Dücker wurde als Kind Zeuge der Erschießung der KZ-Häftlinge, die sich auf einem Todesmarsch aus Bremen-Farge in den KZ-Bereich des Stalag X B Sandbostel befanden. Nun dankte er der Gemeinde Volkmarst, dass die KZ-Häftlinge - seine "Jungs" wie Dücker sie nennt - endlich auf dem Gemeindefriedhof in würdigen Gräbern beigesetzt werden konnten. Mit etwa 100 Teilnehmer:innen, überwiegend aus der Region, war die Veranstaltung sehr gut besucht. Der Friedenspädagoge an der Gedenkstätte Lager Sandbostel, Michael Freitag-Parey und Pastorin Esther Ockuhn betonten in ihren Trauerreden, dass wir heute nichts über die Herkunft oder Religion der beiden Menschen wissen, die beigesetzt werden und dass wir auch nicht wissen, ob es noch Angehörige gibt, die heute noch an die beiden denken und um sie trauern. Daher ist es aber umso wichtiger, dass die beiden endlich ein würdiges Grab bekommen haben und wir an sie denken. Beigesetzt wurden die Särge von Joachim Kozlowski vom Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge, der die Gebeine auch gefunden und exhumiert hatte.

Neben der örtlichen Presse waren gleich zwei Kamerateams des NDR vor Ort. Das Bremer Format "buten&binnen" plant eine längere Sendung, die im Sommer ausgestrahlt wird und "Hallo Niedersachsen" berichtete während einer Livesendung aus der Gedenkstätte am Abend über die Beisetzung.

Ganz bewußt wurde für die Beisetzung der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ gewählt.

Im April 1945 musste Johann Dücker als neunjähriger Junge beobachten, wie zwei KZ-Häftlinge, die auf einem der  Todesmärsche in Richtung des Kriegsgefangenenlagers Sandbostel unterwegs waren, nach einem Fluchtversuch erbarmungslos erschossen wurden und am Rande des elterlichen Hofes am Feldrand verscharrt wurden. Johann Dücker suchte jahrzehntelang nach den Gräbern. 2007 hatte Johann Dücker in der Nähe des Ortes, wo die beiden KZ-Häftlinge ermordet wurden, einen Gedenkstein für sie aufstellen lassen. Es war bis vor kurzem das einzige Denkmal auf dem Weg des Todesmarsches von Bremen-Farge nach Sandbostel. Im Sommer des vergangenen Jahres konnten die beiden Grablagen nun mit Hilfe des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge nach fast 79 Jahren gefunden und exhumiert werden. Eine forensische Untersuchung ergab, dass einer der beiden sehr jung, zwischen 16 und 20 Jahre alt und der andere älter als 20 war.


„Citizen Science und Dark Heritage. Die materielle Kultur der archäologischen Ausgrabungen im Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel“ hat begonnen

Foto: Einführung von Projektleiter L. Luick mit L. Ammen in Hamburg im Januar 2024
Foto: Einführung von Projektleiter L. Luick mit L. Ammen in Hamburg im Januar 2024

Im Oktober 2023 hat das vom Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Hamburg initiierte Projekt „Citizen Science und Dark Heritage. Die materielle Kultur der archäologischen Ausgrabungen im Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel“ begonnen. In Kooperation mit der Gedenkstätte Lager Sandbostel und der Kreisarchäologie Rotenburg/Wümme werden in dem Projekt die zahlreichen Funde aus Grabungen und Metalldetektorsondierungen am historischen Ort des Stalag X B und um zu aufgearbeitet und verwahrt.

Gürtelschnalle, Fund aus Grabung Oflag
Gürtelschnalle, Fund aus Grabung Oflag

Die Projektmitarbeiter:innen verzeichnen und erfassen die Fundstücke in einer digitalen Datenbank, die nach Abschluss des Projektes online geht. Für die Verzeichnung der Objekte in der Gedenkstätte Lager Sandbostel konnten wir die Werkstudentin Lena Ammen gewinnen. Neben den Aufnahmen in die Datenbank bildet Lena Ammen im kommenden halben Jahr Ehrenamtliche aus, um als Citizen Scientists selbst Fundstücke wissenschaftlich zu erfassen. Angedacht sind außerdem Projekte mit Schulklassen, in denen sich Schüler:innen als Citizen Scientists mit den Objekte befassen.

 

Damit vermittelt das Projekt die Geschichte der „dark heritage“ in Form von materiellen Hinterlassenschaften der mehreren Tausend Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge des Kriegsgefangenenlagers. Durch die museale und digitale Präsentation in einer online recherchierbaren Datenbank werden die Funde einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.